Fribourg
Die grösste historische Altstadt der Schweiz
Geschichte und Geographie der Stadt Fribourg
Fribourg/Freiburg ist neben Biel/Bienne eine zweisprachige Stadt, wobei die französischsprachigen Bürger mit 64% gegenüber den deutschsprachigen Bürgern mit 21% die Mehrheit stellen. Zur Abgrenzung mit dem deutschen Freiburg im Breisgau, nennt man die Schweizer Stadt in Deutsch bevorzugt Freiburg im Üechtland. Bei der Stadtgründung im 12. Jahrhundert war Freiburg übrigens noch deutschsprachig. Im Zuge der Industrialisierung wurden immer mehr Arbeiter aus dem französischsprachigen Umland benötigt, so dass sich die deutschsprachigen Bürger ab dem 18. Jahrhundert in einer Minderheit vorfanden. Auch wenn heutzutage die Kommunikation mit Behörden nach einigen Jahren der Diskriminierung der deutschsprachigen Minderheit wieder zweisprachig erfolgen kann, wird weiterhin von offizieller Seite vermieden, die Stadt zweisprachig zu nennen.
Fribourg zeichnet sich durch seine strategisch interessante Quasi-Insellage auf einem Plateau inmitten der Saane aus - denn der grösste Teil der Altstadt im Burg-Quartier wird von drei Seiten von diesem Fluss eingeschlossen. Zwei kleinere Quartiere - die Neustadt und das Auquartier - befinden sich aber unterhalb des Felssporns und beidseits der Saane. Diese Lage bedingte zahlreiche Brücken- und Wehrbauten. Alle zusammenhängenden Altstadtquartiere ergeben die grösste historische Altstadt der Schweiz, die mit zahlreichen, beeindruckenden und gut erhaltenen, mittelalterlichen Gebäuden aufwartet. Nachteil der erhöhten Insellage ist die Enge, durch die sich der Verkehr heute zwängen muss.
Freiburg wurde 1157 durch Herzog Berthold IV. von Zähringen gegründet, der damit die Machtstellung der Zähringer im Schweizer Mittelland ausbaute. Freiburg wurde mit einigen Freiheiten ausgestattet, doch dem Stadtstaat gehörte im Umland keine weiteren Gebiete. 1218 starb der letzte Zähringer und die Stadt wurde an die Grafen von Kyburg vererbt. Freiburg genoss weiterhin Sonderrechte und schloss z.B. mit den Nachbarstädten Avenches, Bern und Murten Bündnisse ab. 1277 wurde die Stadt an die Habsburger verkauft. Nun blühten Handel und Gewerbe auf. Die Insellage wurde mehr und mehr aufgegeben, Freiburg dehnte sich über die Saane hinweg aus. Die Stadt wurde alsbald bekannt für Tuchherstellung und Ledergerberei.
Insbesondere der Vertrag mit Bern wirkte sich positiv für Freiburg aus: Mit Burgrecht ausgestattet, erwarb die Stadt im Umkreis von 20km Landfläche, wurde dadurch aber auch in kriegerische Auseinandersetzungen mit Savoyen getrieben. So wurde die Stadt von 1452 - 1477 Teil von Savoyen. Erst nach den Burgunderkriegen wurde Freiburg freie Reichsstadt. 1481 wurde die Stadt Mitglied der Eidgenossenschaft. Zusammen mit dem älteren Bündnispartner Bern eroberte man weitere Gebiete, so dass der heutige Kanton Freiburg mehr und mehr Gestalt annahm. Im Gegensatz zu Bern reformierte Fribourg den Glauben allerdings nicht. Zahlreiche katholische Kirchen und Klöster zeugen noch heute von der Stellung des alten Glaubens. Erst 1848, als sich die Schweiz mit einer Bundesverfassung von einem Staatenbund in einen Bundesstaat wandelte, erlangten die Bürger von Fribourg zahlreiche Wahl- und Stimmrechte und lösten damit die bislang vorherrschenden Patrizier ab.
Sehenswürdigkeiten in Fribourg
Wer vom Bahnhof auf der Route des Alpes Richtung mittelalterlicher, Fribourger Altstadt marschiert, kann die felsige Insellage schön erkennen:
Das markante Gebäude mit der Turmuhr ist das Rathaus der Stadt (Hôtel de Ville), das 1522 anstelle einer zerstörten Zähringer Burg gebaut wurde. Der Georgsbrunnen im Vordergrund zeigt den heiligen Georg als eine Reiterfigur:
Gleich im Anschluss befindet sich das Stadthaus (Maison de Ville), das mit barocken und klassizistischen Stilelementen 1731 errichtet wurde:
Das Ensemble aus Rathaus und Stadthaus von der Unterstadt aus gesehen:
Wir besichtigen zuerst die Altstadt weiter und folgen wieder der Hauptstrasse. Die Liebfrauenkirche (Notre-Dame) wurde bereits im 12. Jahrhundert errichtet, aber im 18. Jahrhundert umgestaltet. Mit einem hölzernen Chorgestühl von 1280, einem Hochaltar und zahlreichen Fresken aus dem 15. Jahrhundert ist die Innenausstattung der Kirche besonders sehenswert:
Die Kirche St. Nikolaus, ein gotisches Meisterwerk aus den Jahren 1283-1490, überragt die anderen Gebäude der Stadt bei weitem.
Der Taufstein stammt aus dem Jahr 1498, die wunderbaren Fenster sind aber neueren Datums. Die Kirchenfenster im Jugendstil wurden vom polnischen Maler Józef Mehoffer entworfen und 1936 fertig gestellt.
Ein Blick von der Zähringerbrücke auf die Unterstadt. Links und in der Mitte befindet sich das Au-Quartier mit einer gut erhaltenen Wehranlage aus Roter Turm, Katzenturm und Berner Torturm, rechts oben erkennt man den Dürrenbühlturm. Die Holzbrücke am rechten Bildrand - die Bernbrücke - führt zum Neustadtquartier.
Die betonierte Zähringerbrücke ersetzte 1924 übrigens eine Hängebrücke, die mit einer Spannweite von 273 Metern von 1834 bis 1849 die weltweit längste ihrer Art war. Aufgrund von Korrosion der Tragseile entschloss man sich aber zur Neukonstruktion.
Auf der Höhe der Fahrbahn der Zähringerbrücke gelangt man zu den oberen Teilen der Wehranlagen, an deren Aussenseite man über einige Treppen zum Berner Torturm gelangt. Durch das Tor geht man ins Innere des Auquartiers:
Die Schmiedgasse besticht durch eine einheitliche Architektur, in der keine Neubauten stören:
Über die bereits erwähnte Bernbrücke gelangt man in die Neustadt:
Die gedeckte Holzbrücke wurde 1653 vollendet:
Ein Blick vom Neustadtquartier zurück auf das Ufer des Auquartiers:
Im Neustadtquartiert kann man die Kirche Sankt Mauritius besichtigen. Im Vordergrund der folgenden Aufnahme - die vom Auquartier aus aufgezeichnet wurde - sieht man das Augustinerkloster, das heute als Sitz der kantonalen Denkmalpflege dient.
Die dreischiffige Kirche Sankt Mauritius wurde zusammen mit dem Augustinerkloster im 13. Jahrhundert errichtet, aber im 16. und 18. Jahrhundert ein wenig umgebaut:
Die reiche Innenausstattung zeichnet sich unter anderem durch einen Hochaltar und steinerne Priestersitze aus:
Auch das Neustadt-Quartier bietet einige zahlreiche Sehenswürdigkeiten, wie alte Gebäude, Brunnen und schöne Plätze. Wären alle Sehenswürdigkeiten Fribourgs bildlich festgehalten, so käme der Bericht bestimmt auf die doppelte oder dreifache Länge zu stehen. Somit macht man sich bestimmt nicht gleich auf den Weg über die mittlere Brücke auf die andere Seite der Saane, auch wenn dies das Foto suggeriert:
Und nochmals ein Blick auf das Burg-Quartier:
Auf der anderen Seite der Saane - im Mattenquartier - trifft man auf dieses markante Gebäude: die Mattenkaserne. Der 1708-1709 erbaute Speicher wurde 1821 zu einer Kaserne umgebaut. Heute befindet sich das Amt für Archäologie des Kantons Freiburg in diesem Gebäude:
In unmittelbarer Nähe befindet sich die Kirche Sankt Johannes. Die ursprünglich aus dem Jahre 1264 stammende Kirche wurde aber 1885 und 1951 stark umgebaut:
Auf einem kleinen Fussgängerweg Richtung Abbaye de la Maigrauge folgend, gelangt man zuerst zu dieser Wehranlage im Süden der Stadt...
...bis man dann auf die Anlagen der Zisterzienserinnenabtei Magerau (Maigrauge) trifft. Die Kirche aus dem 13. Jahrhundert kann besichtigt werden. Allerdings sollte auf die dort wohnhaften Nonnen Rücksicht genommen werden:
Gleich in der Nähe der Abtei kann man die Saane überqueren. Der Weg links entlang der dortigen Sportstätten führt einen direkt zur Funiculaire Neuveville-Saint-Pierre - einer Standseilbahn, die seit 1898 mit Hilfe von 3000 Litern Wasserballast 56 Höhenmeter überwindet und damit die Unterstadt mit der Oberstadt verbindet. Mit der "Funi", wie das Gefährt umgangssprachlich liebevoll genannt wird, gelangt man übrigens zurück zur Route des Alpes und damit an den Anfang des hier beschriebenen Rundganges durch Fribourg.