Bellinzona
Stadt der Festungen und Burgen
Geschichte und Geographie der Stadt Bellinzona
Bellinzona wird bereits ab 590 unter Namen wie "Belitio", "Belintiona", "Belinciona" oder "Birizona" erwähnt. Als Tor zu wichtigen Schweizer Pässen wie Gotthard, San Bernardino, Nufenen und Lukmanier genoss das Gebiet eine grosse strategische Bedeutung, was sich in den zahlreichen gut erhaltenen Befestigungen aus dem Mittelalter widerspiegelt. Als die Stadt 1340 von Mailand erobert und daher italienisch wurde, war Bellinzona bereits ein wichtiger Handelsort. Da die aufstrebende Eidgenossenschaft um die Vorherrschaft im Gotthard-Gebiet kämpfte, verstärkte Mailand die Wehranlagen um Bellinzona. Die heute bekannten Burgen wie das Castelgrande, Castello di Montebello und das Castello di Sasso Corbaro wurden in dieser Zeit erbaut. 1499 gelang es allerdings dem Französischen König Ludwig XII, das Gebiet zu erobern. Doch Stadtvertreter verkauften kurz darauf Bellinzona heimlich an die Eidgenossen. Schliesslich willigte Ludwig XII 1503 ein, die Stadt an die Eidgenossenschaft abzutreten.
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Sehenswürdigkeiten in Bellinzona
Bereits wenige Meter neben dem Bahnhof kann man das italienische Lebensgefühl in Bellinzona geniessen. Gemütlich der Viala Stazione bergab schlendernd, gelangt man auf den zentralen Platz der Stadt - die Piazza Collegiata - und zum mittelalterlichen Stadtkern.
Selbst auf der verkehrsberuhigten Piazza Collegiata herrscht ein emsiges Treiben. Hier sollte man sich aber Zeit nehmen, den schönen Renaissancebau der Collegiata anzuschauen:
Der Sitz der katholischen Kirchgemeinde von Bellinzona wurde nach Plänen von Tomaso Rodari - des Architekten des Doms von Como - Ende 15. Jahrhundert und im 16. Jahrhundert erstellt. Das Innere ist reich an Stuckaturen, Fresken und Gemälden aus aus dem 17. Jahrhundert. Besonders erwähnenswert sind das Hauptaltarbild, das die Kreuzigung zeigt, aber auch die im Jahre 1784 entstandene Kanzel aus poliertem, farbigem Gips und das Weihwasserbecken, das zuvor ein Schlossbrunnen in Privatbesitz war.
Dann engen sich die Strassen ein, und man befindet sich im mittelalterlichen Stadtkern:
Wer sich Richtung rechts (Westen) orientiert, kann das Castel Grande wahrnehmen, das auf einem imposanten Granitfelsen über der Stadt thront. Die gewaltigen Festungsanlagen aus Castelgrande, Castel Montebello und Castello di Sasso Corbaro mitsamt den Wehrmauern, die das ganze Tal durchziehen, wurden im Jahr 2000 zum Unesco Weltkulturerbe erhoben. Die gesamte Anlage aus dem 15. Jahrhundert, die von den Herzögen von Mailand errichtet wurde, ist in weiten Teilen bis heute erhalten und versetzt viele Besucher in Erstaunen.
Schon 5000 vor Christus war der Hügel besiedelt. Erste Befestigungsanlagen sind in Dokumenten aus dem 6. Jahrhundert festgehalten. Im 14. Jahrhundert nannte man die Anlage "Castel Magnum" also lateinisch für Castelgrande. Ältere Bauten aus dem 13. Jahrhundert wurden allerdings während der Herrschaft der Mailänder von 1473-1486 überbaut und im 17. Jahrhundert teilweise wieder hergestellt. Nach grossen Restaurierungsarbeiten von 1984-1991 sind alle Zugänge zur Burg wiederhergestellt und der Innenbereich renoviert.
Von weit her sichtbar sind der 27 m hohe "weisse Turm" und der 28 m hohe "schwarze Turm", die von 1250-1350 erbaut wurden. Die Burg wird durch eine Ringmauer mit Zinnen in drei Abschnitte unterteilt. Mächtige Mauern führen von der Stadt zur Burg und weiter bis zum Fluss Ticino. Allerdings wurden einige Mauern in einer Überschwemmung 1515 zerstört.
Für Numismatiker interessant ist der Besuch des Münzmuseums im Innern des Castelgrande, das Münzen der Urkantone aus dem 16. Jahrhundert ausstellt. Der Eintritt zum Castelgrande kostet 10 CHF für Erwachsene, 5 CHF für Kinder inkl. Eintritt zum Museum. Für 15 CHF (12 CHF) ist ein Museumspass erhältlich, der Zutritt zu allen Burgen gewährt.
Wohingegen das Castelgrande zentral auf einem Hügel inmitten der Flussebene des Ticino liegt, so befinden sich weitere, interessante Burgen am Hang östlich von Bellinzona. Gut sichtbar sind Mauern und Festungsanlagen, die den Weg zum Castello die Montebello weisen, das 90 m oberhalb von Bellinzona liegt:
Die Burganlage, die mehrmals renoviert wurde, stammt aus dem 13. und 14. Jahrhundert. Die äussere Burgmauer mit ihren Türmen wurde in der Zeit der Mailänder Herrschaft errichtet.
Ein Museum im Innern des Castello di Montebello zeigt interessante Fundstücke der Region rund um Bellinzona. Hier werden Werkstücke aus der Bronze- und Eisenzeit, aber auch römische Fundstücke wie z.B. Keramiken und mittelalterliche Waffen augestellt. Der Eintritt kostet 10 CHF für Erwachsene und 5 CHF für Kinder.
Im Gegensatz zu den beiden anderen Festungen, die in die Wehranlagen integriert wurden, steht das Castello di Sasso Corbaro isoliert auf einem Hügel 230 m oberhalb von Bellinzona. Nachdem die Grenzstreitigkeiten mit den Eidgenossen in der Schlacht bei Giornico gipfelten und der obere Teil des heutigen Kantons Tessin (die Leventina) an den Kanton Uri fiel, befahl der Herzog von Mailand den Bau der Burg Sasso Corbaro. In lediglich 6 Monaten wurde diese kleine Festung mit einem Beobachtungsturm in Tag- und Nachtarbeit errichtet, von der man die weitere Umgebung des Rivieratal bis zum Pizzo di Claro und gegen Süden bis zum italienischen Becken des Lago Maggiore überblicken konnte.